Fragen & Antworten

WELCHE AUGEN SIND ANATOMISCH FÜR DIE IMPLANTATION EINER ARTISAN-/ ARTIFLEX-LINSE GEEIGNET?

Grundsätzlich sind Augen geeignet, bei denen die Platzverhältnisse im Auge so sind, dass keine Gefahr besteht, dass die implantierte Linse die Hornhaut von hinten her berühren kann. Die Vorderkammertiefe sollte in der Regel mindestens 3.2 mm betragen. Diese Vorbedingung ist bei den kurzsichtigen Augen (Myopie) fast immer erfüllt. Bei der Weitsichtigkeit (Hyperopie) kommt es häufiger vor, dass die Implantation wegen ungenügender Vorderkammertiefe abgelehnt werden muss.

WIE WIRD FESTGESTELLT, OB EIN AUGE GEEIGNET IST FÜR DIE IMPLANTATION EINER ARTISAN-/ARTIFLEX-LINSE?

Bei der Voruntersuchung wird mit einem speziellen, sehr exakten Gerät das Auge vermessen und so festgestellt, ob insbesondere eine genügende Vorderkammertiefe vorgegeben ist.

WIE GROSS IST DIE ZIELGENAUIGKEIT?

Die Zielgenauigkeit kann wegen der Streubreite der Messungen, der Angaben der Patienten und Halbdioptrienabstufung der verfügbaren Linsen nicht 100% sein! Die durchschnittliche Zielgenauigkeit bei unseren Patienten (über 3000 Implantationen von Linsenstärken von –2 bis –23.5 Dioptrien) beträgt 95% innerhalb ±1 Dioptrie. Konkret bedeutet dies: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bereich von ±1 Dioptrie des angestrebten Dioptrienziels erreicht wird, beträgt 95%. Im tieferen Dioptrien-Bereich ist die Streubreite kleiner.

IN WELCHER DIOPTRIEN-ABSTUFUNG SIND DIE LINSEN ERHÄLTLICH?

Die Abstufung ist jeweils 0.5 Dioptrien von einer Linsenstärke zur nächsten. Bei der Kurzsichtigkeit besteht ein Dioptrienbereich von -2 bis -23.5 Dioptrien. Damit können an einem Auge maximal 25 Dioptrien korrigiert werden!

RISIKEN DER OPERATION

Entscheidend ist, dass nur Augen operiert werden, die anatomisch dazu geeignet sind. Der Operateur sollte über genügend Routine und Erfahrung verfügen. Wie bei jeder Operation besteht ein Infektionsrisiko (sehr klein, in unserem Patientengut ist noch nie ein solcher Fall aufgetreten), sowie die Gefahr einer Blutung (bei unseren Patienten bisher kein Fall einer schweren Blutung).

HANDELT ES SICH UM EINEN LEICHTEN ODER SCHWIERIGEN EINGRIFF?

Es handelt sich um einen heiklen Eingriff, der nur von Chirurgen mit entsprechender Erfahrung und Spezialisierung ausgeführt werden sollte. Bei Erfüllung dieser Bedingungen handelt es sich um eine sichere Methode.

IST ES SCHWIERIG, DIE LINSE WIEDER ZU ENTFERNEN?

Nein, auch nach vielen Jahren nicht.

IST DIE ARTISAN-/ARTIFLEX-LINSE SCHÄDLICH FÜR DIE HORNHAUT?

Die Hornhaut wird nur durch direkten Kontakt mit der Linse geschädigt. Deshalb sollte die Artisanlinse nur in Augen implantiert werden, die über eine genügende Vorderkammertiefe verfügen. Ein anderer Grund für eine Schädigung ist nicht bekannt.

GIBT ES PROPHYLAKTISCHE MASSNAHMEN ZUR ERHÖHUNG DER SICHERHEIT?

Ja, durch Messen der Zahl der Hornhautzellen (siehe Bild unten) kann der Gesundheitszustand der Hornhaut jederzeit überprüft werden. Diese Messung ist bei allen operierten Patienten aus Sicherheitsgründen obligatorisch. Die Intervalle zwischen den Messungen richten sich nach den jeweils vorliegenden Platzverhältnissen im Auge. Bei grosszügigen Platzverhältnissen genügt eine Kontrolle alle 2 bis 4 Jahre. Bei knapperen Platzverhältnissen sind jährliche Kontrollen angezeigt.

Kontrollen der Hornhaut-Zellzahl sind nur möglich bei Augenärzten, die über das dazu notwendige Gerät verfügen!

IST ES MÖGLICH, DEN GESUNDHEITSZUSTAND DER HORNHAUT ZU ÜBERPRÜFEN?

Ja, indem die Anzahl von Zellen auf der Innenseite der Hornhaut überprüft wird mittels einer speziellen Endothelkamera.

Wir empfehlen, diesen Check nach der Operation routinemässig und jährlich durchzuführen. Unsere Patienten werden dazu angehalten, sich selbst für diese Kontrolle jährlich zu melden.

Aufnahme des Hornhautendothels

 

BESTEHT DIE GEFAHR, DASS DURCH DIE IMPLANTATION EINER ARTISAN-/ARTIFLEX- LINSE DIE ENTSTEHUNG DES GRAUEN STARS AUSGELÖST ODER GEFÖRDERT WIRD?

Nein.

WAS PASSIERT, WENN TROTZDEM EIN GRAUER STAR ENTSTEHEN SOLLT?

Wenn trotzdem der Graue Star entstehen sollte, wird in der gleichen Operation die Artisan-/ Artiflex-Linse entfernt und der Graue Star auf übliche Weise operiert. Bei der Berechnung der dazu benötigten künstlichen Linse wird die ursprüngliche Fehlsichtigkeit berücksichtigt und damit auch korrigiert. Die Entstehung des Grauen Stars hat mit der Artisan-/Artiflex-Linse nichts zu tun.

STELLT DIE ARTISAN-/ARTIFLEX-LINSE EINE GEFAHR FÜR DIE NETZHAUT DAR?

Nein. Das Risiko von Netzhautablösungen ist bei stark Kurzsichtigen allgemein etwas höher als bei Normalsichtigen. Das Risiko von Netzhautablösungen wird durch die Implantation der Artisan-/Artiflex-Linse weder vergrössert noch vermindert.

KANN NACH IMPLANTATION EINER ARTISAN-/ARTIFLEX-LINSE DIE NETZHAUT TROTZDEM MIT LASER BEHANDELT WERDEN?

Ja. Auch eigentliche Operationen einer Netzhautablösung sind möglich.

HAT DIE ARTISAN-/ARTIFLEX-LINSE EINEN EINFLUSS AUF DEN AUGENINNENDRUCK?

Nein.

WELCHE PATIENTEN PROFITIEREN AM MEISTEN VON DER IMPLANTATION DER ARTISAN-/ARTIFLEX-LINSE?

Patienten mit Kontaktlinsenunverträglichkeit, hoher Fehlsichtigkeit, Sportler.

GIBT ES SPORTARTEN, FÜR DIE DIE ARTISANLINSE NICHT GEEIGNET IST?

Nein. Wir haben die Artisan-/Artiflex-Linse implantiert bei Tauchern, Zehnkämpfern, Skirennfahrern, Fussballern, Bobfahrern, Gleitschirm-Piloten, Bergführern, Volleyballern…

KANN BEI MASSIVEN VERÄNDERUNGEN DER FEHLSICHTIGKEIT DIE ARTISANLINSE AUSGETAUSCHT WERDEN?

Ja.

GIBT ES EINEN UNTERSCHIED ZWISCHEN DER ARTISAN LINSE UND DER VERISYSE LINSE?

Nein. Es handelt sich um das gleiche Produkt, das von einer anderen Firma unter anderem Namen vertrieben wird.

KANN SICH DIE LINSE VERSCHIEBEN?

Normalerweise nicht. Nur bei sehr heftigen Schlägen oder falls sich das Irisgewebe, an das die Linse befestigt ist, lockert, kann in seltenen Fällen ein Ausriss der Klammer stattfinden. In solchen Fällen kann die Artisan-/Artiflex-Linse neu fixiert werden.

DARF MAN AM OPERIERTEN AUGE NOCH REIBEN?

Leichtes Reiben ist unschädlich. Starkes Reiben kann gefährlich sein, wenn damit eine massive Eindellung der Hornhaut verbunden ist, die zu einem direkten Kontakt zwischen der Hornhauthinterfläche und der Linse führt.

BIS ZU WELCHEM ALTER KANN DIE ARTISANLINSE IMPLANTIERT WERDEN?

Unser jüngster Patient war 8 Jahre alt, der älteste 70 Jahre.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, abzuwarten, bis die Kurzsichtigkeit einigermassen stabil ist, bzw. das Auge nicht mehr wächst. Dies ist ca. ab dem 20. Lebensjahr der Fall. Ab diesem Alter nimmt das Auge in der Regel nur noch unwesentlich an Länge und benötigter Dioptrienstärke zu.

Es ist auch möglich, in jungen Jahren absichtlich etwas zu überkorrigieren, wenn man den Verdacht hat, dass die Kurzsichtigkeit eher noch im Zunehmen begriffen ist. Erfahrungsgemäss wird eine leichte Überkorrektur (z.B. ca. 1 Dioptrie) in jungen Jahren problemlos toleriert. Bei sehr hohem Leidensdruck (z.B. Kontaktlinsenunverträglichkeit, sehr starke entstellende Gläser, «Flaschenböden») kann die Artisan-/Artiflex-Linse auch schon früher implantiert werden. Dabei muss allerdings das Risiko, dass die Linsenstärke nach einigen Jahren nicht mehr «stimmt», in Kauf genommen werden.

In solchen Fällen kann später bei Notwendigkeit ohne weiteres ein Linsenwechsel vorgenommen werden. Das Durchschnittsalter unserer Patienten beträgt ca. 35 Jahre.

WIRD DURCH DIE ARTISANLINSE AUCH DIE HORNHAUTVERKRÜMMUNG (ASTIGMATISMUS) KORRIGIERT?

Kleine Hornhautverkrümmungen können durch die Position und Form des zur Implantation nötigen kleinen Schnittes vermindert werden.

Zur Korrektur starker Hornhautverkrümmungen verwenden wir eine individuell angefertigte Artisan-/Artiflex-Linse. Dieser Linsentyp wird als torische Artisan-/Artiflex-Linse bezeichnet. In der torischen Artisanlinse ist der zur Korrektur der Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) benötigte Zylinder bereits eingeschliffen. Sie wird in der entsprechenden Achsenlage an der Iris fixiert.

Es ist allerdings bei allen Methoden möglich, dass noch ein kleiner Restbetrag von Hornhautverkrümmung übrig bleibt. Bei jeder Methode muss eine gewisse Streubreite an Genauigkeit in Kauf genommen werden.

Fixation der torischen Artisanlinse in der richtigen Achsenlage

WAS BEDEUTET HORNHAUTVERKRÜMMUNG (ASTIGMATISMUS)?

Dies bedeutet, dass die Krümmungsradien im Bereich des Hornhautzentrums nicht in allen Achsen gleich sind.

Im Idealfall hat das Hornhautzentrum eine kugelige Oberflächenform mit gleichen Krümmungsradien in allen Achsenrichtungen.

IST EINE HORNHAUTVERKRÜMMUNG (ASTIGMATISMUS) HÄUFIG?

Ja, sogar sehr häufig! Bei genauem Ausmessen stellt man fast bei allen Leuten eine mehr oder weniger ausgeprägte Hornhautverkrümmung fest.

AB WIE VIEL DIOPTRIEN ASTIGMATISMUS (HORNHAUTVERKRÜMMUNG) IST ES SINNVOLL, EINE TORISCHE ARTISANLINSE ZU VERWENDEN?

Je nach Ausgangssituation (Achsenlage etc.) ab ca. 1 – 2 Dioptrien Astigmatismus. Es gibt keine genaue Grenze.

IST ES GEFÄHRLICH, EINE HORNHAUTVERKRÜMMUNG ZU HABEN?

Nein, abgesehen von seltenen Fällen (z.B. Keratokonus) bleibt die Hornhautverkrümmung stabil und kann mit Brillengläsern (Zylinder) oder Kontaktlinsen problemlos auskorrigiert werden, sofern dies notwendig ist.

IST EINE HORNHAUTVERKRÜMMUNG EIN HINDERUNGSGRUND FÜR DIE IMPLANTATION EINER ARTISANLINSE?

Nein, anlässlich der Implantation wird auf vorhandene Hornhautverkrümmungen Rücksicht genommen, um diese zu reduzieren oder sogar zu beheben.

Dies geschieht, in dem die Lage der kleinen Öffnungen, die für die Implantation benötigt werden, der Achsenlage der vorbestehenden Hornhautverkrümmung angepasst werden. Bei grösserem Hornhaut-Astigmatismus kann eine torische Artisanlinse eingesetzt werden. Die Patienten müssen allerdings wissen, dass eine vollständige und 100%ige Behebung einer vorbestehenden Hornhautverkrümmung mit keiner Methode garantiert werden kann. Deshalb kann es sein, dass nach der Operation für optisch anspruchsvolle Tätigkeiten noch eine (allerdings nur sehr schwache) Brille benötigt wird.

KÖNNEN ZUR KORREKTUR EINES RESTFEHLERS NACH IMPLANTATION EINER ARTISANLINSE STATT EINER SCHWACHEN BRILLE AUCH WIEDER KONTAKTLINSEN GETRAGEN WERDEN?

Ja, falls nicht vorher schon eine massive Kontaktlinsenunverträglichkeit bestanden hat, können Kontaktlinsen ohne weiteres wieder getragen werden.

MUSS EINE VERBLEIBENDE HORNHAUTVERKRÜMMUNG IN JEDEM FALL NOCH KORRIGIERT WERDEN?

Nein. Sehr häufig ist die verbleibende Hornhautverkrümmung so klein, dass sie für das tägliche Leben keine Einschränkung bedeutet.

Viel wichtiger ist, dass z.B. eine starke Kurzsichtigkeit möglichst vollständig durch die Artisan-/ Artiflex-Linse korrigiert ist. Dank dem bereits dadurch erzielten Gewinn an Sehschärfe ist eine verbleibende geringe Hornhautverkrümmung für den Patienten nicht mehr von Bedeutung.

IST DAS VORHANDENSEIN EINER HORNHAUTVERKRÜMMUNG (ASTIGMATISMUS) IMMER NACHTEILIG?

Nein! Das Vorhandensein einer nicht allzu ausgeprägten Hornhautverkrümmung kann sogar von Vorteil sein. Je nach Achse kann ein nicht allzu ausgeprägter Astigmatismus Multifokalität oder Pseudoakkommodation hervorrufen.

Darunter versteht man die Tatsache, dass dank dieser Hornhautverkrümmung sowohl für die Ferne wie auch für die Nähe ohne Brillenkorrektur eine akzeptable Sehschärfe gewonnen wird. Dies kann speziell für ältere Leute von Bedeutung sein.

MUSS MAN DIE BEFÜRCHTUNG HABEN, DASS ANLÄSSLICH DER VORUNTERSUCHUNG UND DES VORGESPRÄCHS DER PATIENT ZUR IMPLANTATION EINER ARTISANLINSE ÜBERREDET WIRD?

Keinesfalls. Anlässlich des Vorgesprächs und der Voruntersuchung wird zunächst festgestellt, ob die Augen für die Implantation einer Artisan-/Artiflex-Linse prinzipiell geeignet sind oder nicht. Anschliessend werden dem Patienten die notwendigen Informationen gegeben, damit er selbständig einen Entscheid fällen kann (Vor- und Nachteile, Nebeneffekte, Risiken etc.). Der Patient hat alle Zeit, sich die Sache zu überlegen. Er muss sich nicht sofort entscheiden.

GIBT ES AUCH ÄRZTE, DIE SICH DIE ARTISANLINSE HABEN IMPLANTIEREN LASSEN?

Zu unseren Patienten gehören Internisten, Allgemeinpraktiker, Pädiater, Radiologen und auch Angehörige von Augenärzten.

WORIN BESTEHT DER HAUPTVORTEIL DER ARTISANLINSE IM VERGLEICH ZU ANDEREN VERFAHREN?

Das Hauptcharakteristikum der Artisanlinse ist zunächst der äusserst grosse Dioptrienbereich. Die Artisan-Methode kommt somit gerade auch bei jenen Patienten zum Einsatz, die unter dem grössten Leidensdruck stehen und Hilfe am meisten benötigen.

Weitere Vorteile sind die Reversibilität des Verfahrens und die Tatsache, dass kein Gewebe entfernt wird.

Dazu kommt der lange Erfahrungshorizont (Operation bei Kurzsichtigkeit seit 1987, bei Weitsichtigkeit seit 1998, torische Linse seit 2001).

GIBT ES AUCH NOCH WEITERE VERWENDUNGSMÖGLICHKEITEN DER ARTISANLINSE IN EHER SELTENEN ODER SPEZIELLE FÄLLEN?

Ja. Die Artisanlinse kann auch verwendet werden nach Hornhautverpflanzungen, deren Resultat mit Brille oder Kontaktlinsen nicht befriedigend versorgt werden kann (z.B. nach Keratoplastik wegen Keratokonus). Hier kann zumindest der grösste Teil einer resultierenden hohen Kurzsichtigkeit oder eines sonst nicht korrigierbaren Astigmatismus ausgeglichen werden mittels einer torischen Artisanlinse.

Ein anderes Beispiel ist die Implantation einer zusätzlichen Artisanlinse nach Operation des Grauen Stars, wenn das Resultat wegen einer nicht idealen Linsenstärke nach Operation des Grauen Stars unbefriedigend ist. Diese Methode kann einen Linsenaustausch nach Operation des Grauen Stars vermeiden helfen.

Die Artisanlinse kann auch als Sekundärimplantat verwendet werden, wenn aus irgendeinem Grund bei der Operation des Grauen Stars keine Linse eingepflanzt wurde. Die Artisanlinse kann auch verwendet werden, wenn andere Methoden (Lasik, Lasek, radiäre Keratotomie) zur Korrektur der Kurzsichtigkeit einen ungenügenden Effekt zeitigten und an der Hornhaut eine Reoperation zu gefährlich ist.

Bei all diesen Beispielen spielen allerdings häufig noch andere Faktoren eine Rolle, die zunächst genau abgeklärt werden müssen.